Eigene Veranstaltungen

Barockkonzert «Windspiele» im Schlosspark

Maximal 150 Personen, Ticketreservation erforderlich: infonone@schloss-jegenstorf.ch, 031 761 01 59

Das Barockkonzert (Oboe, Fagott, Horn, Violone, Cembalo, Laute) der Freitagsakademie auf der Ostseite des Parks mit Werken von G. Ph. Telemann, G. F. Händel, A. Vivaldi, J. D. Zelenka und J. F. Fasch lässt unter freiem Himmel erleben, wie kreativ die barocken «Tondichter» die vergleichsweise neuartigen Windinstrumente Oboe und Fagott einzusetzen wussten. Eine Veranstaltung des Vereins Schloss Jegenstorf.


MUSIKERINNEN UND MUSIKER

Katharina Suske & Stefano Vezzani, Oboe
Carles Cristobal, Fagott
Christian Holenstein & Daniel Lienhard, Horn
Jan Krigovsky, Violone
Marek Čermák, Cembalo
Jonathan Rubin, Laute


PROGRAMM

Georg Philipp Telemann (1681– 1765)
Suite «La Chasse» für 2 Oboen, 2 Hörner und Basso continuo
Ouverture – Passepied 1 – Passepied 2 – Sarabande – Rigaudon – Le Plaisir

Johann Friedrich Fasch (1688–1758)
Sonate g-moll für 2 Oboen, Fagott und Basso continuo
Largo – Allegro – Largo – Allegro

Antonio Vivaldi (1678–1741)
Sonate in C-Dur RV 801 für 2 Oboen, Fagott und Basso continuo
Largo – Allegro – Largo – Allegro

PAUSE

Georg Friedrich Händel (1685–1759)
Zwei Arien F-Dur HWV 410 und 411 für 2 Oboen, 2 Hörner und Fagott

Jan Dismas Zelenka (1679–1745)
Triosonate Nr. 2 g-moll Zwv 181 für 2 Oboen, Fagott und Basso continuo
Andante – Allegro – Adagio – Allegro

Georg Philipp Telemann (1681–1765)
Concerto à 5 in D für 2 Oboen d’amore, 2 Hörner, Fagott und Basso continuo
Andante – Allegro – Siciliano – Presto
 

TICKETS

 

WINDSPIELE

Gehen wir heute in ein klassisches Konzert, so hören wir zumeist Instrumente, die bereits seit dem 19. Jahrhundert das Klangbild abendländischer Instrumentalmusik prägen. Bei vielen Instrumenten sind zwar Bauform und Mechanik weiterentwickelt und variiert worden, dennoch gleicht ein heutiges Orchester im Wesentlichen jenem der romantischen Epoche.

Bevor es zu dieser – nicht zuletzt der zunehmenden Bedeutung der Orchesterliteratur geschuldeten – Normierung des Instrumentenapparates kam, herrschte jedoch ein munterer Wildwuchs. Viele Instrumente des 17. und 18. Jahrhunderts wie Gambe, Zink, Cembalo oder Blockflöte verschwanden im Verlauf der Zeit aus der Kunstmusikliteratur, weil sie entweder nicht mehr dem Zeitgeist entsprachen oder durch (vermeintlich) potentere und elaboriertere Artgenossen ersetzt wurden. Zugleich entstanden in jener Zeit neue Instrumente, die uns heute so selbstverständlich erscheinen, dass wir kaum je über deren Ursprung und Entstehung nachdenken.

Die Oboe etwa erblickte erst in den 1660er Jahren das Licht der Welt. Der Pariser Instrumentenbauer Jean de Hotteterre entwickelte auf Anregung des grossen französischen Komponisten Jean Baptiste Lully die bereits seit dem Mittelalter gebräuchliche Schalmei zu dem weiter, was wir heute als Barockoboe kennen. Er domestizierte den durchdringenden Klang des altertümlichen Doppelrohrblattinstruments und schuf mit der Oboe einen Klangkörper, der schon bald mit der Gesanglichkeit der menschlichen Stimme assoziiert wurde und rasch von Komponisten auf dem ganzen Kontinent eingesetzt wurde.

Der berühmte Venezianer Antonio Vivaldi gehörte zu jenen Tondichtern, die jede instrumentenbauliche Neuerung in ihrem kompositorischen Schaffen abbildeten. Seine Sonate in C-Dur für zwei Oboen, Fagott und Basso Continuo lotet sowohl die virtuosen Spielarten der Oboe aus wie auch ihre sanglichen Möglichkeiten im elegischen Largo-Mittelsatz. Auffallend an der Komposition ist auch die prominente Rolle des Fagotts, das immer wieder solistisch aus seiner Bass-Begleitfunktion heraustritt. Dass Vivaldi ein Faible für dieses wie die Oboe zur Mitte des 17. Jahrhunderts aufkommende Instrument hatte, zeigt sich an der Tatsache, dass er ganze 39 Solo-Konzerte für das Fagott schuf,

Auch der Hamburger Tausendsassa Georg Philipp Telemann, der sich in seinem langen Leben allen musikalischen Gattungen in atemberaubender Ausführlichkeit zuwandte, schuf zwölf Solokonzerte für Oboe und Oboe d’amore und eine der bedeutendsten Fagott-Sonaten seiner Zeit. Mit seinen Ouvertüren im französischen Stil für Bläserensemble – wie etwa der famosen Suite La Chasse für zwei Oboen, zwei Jagd-Hörner und Fagott – schuf er darüber hinaus eine Blaupause für kammermusikalische Werke in reiner Holzbläserbe-setzung. Gerade die Hörner, die damals im Wesentlichen auf die Töne der Naturtonreihe beschränkt waren, sind in diesen Kompositionen in erstaunlicher Vielseitigkeit eingesetzt.

Auch der böhmische Solitär Jan Dismas Zelenka widmete der Oboe und dem Fagott eine Reihe eigentümlicher Trio-Sonaten, die, entgegen der damaligen Praxis jene Werke instrumenten-unspezifisch zu schreiben, ganz explizit für die Blasinstrumen-te komponiert waren.

Mit den Werken Georg Friedrich Händels und Johann Friedrich Faschs finden sich weitere Belege dafür, wie kreativ die barocken Tonsetzer diese vergleichsweise neuartigen Windinstrumente einzusetzen wussten.

      Text: Moritz Acherman